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Königliche Auerhahnjagd in Bad Elster (1910)

Jedes Jahr kam König Friedrich August von Sachsen nach Bad Elster zur Auerhahn-Jagd. Der Sonderzug fuhr nur bis Adorf. Hier wurde er bis zur Rückfahrt nach Dresden auf ein Nebengleis gestellt. Auf dem Bahnhof standen Kutschen für den König und sein Gefolge bereit. Die Straße vom Bahnhof Adorf bis Bad Elster war mit Wimpeln und Fahnen geschmückt. An den Häusern hingen große und kleine grün-weiße Fahnen. Wir Schulkinder mussten im besten Anzug und Kleidchen schon früh 8 Uhr in der Schule sein. Es wurde erst noch einmal die sächsische Hymne "Den König segne Gott" mehrmals geübt. Grün-weiße Fähnchen wurden verteilt, und wir wurden zur Straße geführt. Am Rand mussten wir uns aufstellen. Es verging noch eine lange Zeit, bis die Lehrer, die uns beaufsichtigten, sagten: "Der König kommt". Und wir begannen zu singen, so laut wir konnten, und schwenkten die Fähnchen. In der Stadt fuhren die Kutschen langsam die Straße entlang. Unser Gesang wurde von den "Hurra"-Rufen der Erwachsenen übertönt. Es waren immer drei Kutschen. Der König fuhr in der zweiten Kutsche und grüßte seine Landsleute. Am heutigen Denkmal gegenüber dem Wettiner Hof in Bad Elster stand das Denkmal von König Friedrich August in Lebensgröße. Hier wurde der König immer begrüßt. Im Hotel "Reichsverweser" (heute "Haus am See") wohnte der König mit seiner Gefolgschaft.

Jeden Morgen fuhr der König mit seinem Gefolge auf die Jagd. Förster und Jäger mussten zuvor erkunden, wo sich die Auerhähne befinden. Es gab nicht mehr viele. Nicht nur der König, auch andere hohe Herren huldigten dieser Jagd. Der König soll, weil er immer betrunken war, selten einen Auerhahn getroffen haben. Die Hähne wurden von seinem Gefolge erlegt. Es wurde einmal erzählt, ein Jäger hätte am frühen Morgen einen Auerhahn geschossen. Diesen befestigte man an einem Ast eines hohen Baumes. Ein dünner Bindfaden wurde an ein Bein des Hahnes gebunden. Den König führte man hin zu dem Baum. Hinter einem anderen Baum stand ein Mann mit dem Bindfaden in der Hand. Der König schoss, der Mann zog am Bindfaden, und der Hahn fiel herunter. Der Förster hob den Hahn auf, entfernte unauffällig den Bindfaden, und überreichte ihn mit einem Glückwunsch dem König. Dieser war über den gelungenen Schuss so erfreut, dass er noch am selben Tag die Jagdgesellschaft zum Essen einlud.

Aus: Bernhard Aechtner (1901 - 1983): Die Straße meines Lebens – Erinnerungen; zur Verfügung gestellt von Dr. Gerhard Aechtner