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Heilanstalt für Lungenkranke in Adorf

Am 21. Mai 1906 wurde die Heilstätte im Ortsteil Sorge in Betrieb genommen. Die Heilstätte wurde von der Stadt Leipzig für die Erholung insbesondere an Tuberkulose erkrankter Menschen aus ihrer Stadt gebaut und betrieben.

Im Jahr 1928 kam die Kinderheilstätte hinzu, deren Gebäude im Jahr 2009 allerdings abgerissen wurden. Die Heilstätte für Erwachsene diente ab den 1990er Jahren als Seniorenpflegeheim. Die verbliebenen Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft der Paracelsusklinik Adorf stehen heute leer.

Fotos von 1929 bzw. aus den 1930er Jahren:
rechts die Lungenheilstätte für Erwachsene, links die Kinderheilstätte. Im Vordergrund das alte
Gut Sorge, das nun Gut der Heilstätte war, die sich selbst verwalten und finanzieren musste.

Über die Kinderheilstätte hat der Adorfer Peter Jacob interessantes Material gefunden und zusammengefasst:

Vielen Adorfern wird noch das schöne Gebäude der Kinderheilstätte im Stadtteil Sorge bekannt sein. War doch dieser Bau aus den 20-ern des vorigen Jahrhunderts geprägt von der einsetzenden Moderne in Kunst und Kultur. Neue Sachlichkeit/Bauhaus waren stark in Mode und auch der Bau in der Sorge wurde hier in vielen Elementen mitgeprägt.
Der Neubau aus dem Jahre 1927/28 war so modern, dass er in der Deutschen Bauzeitung Nr.73 vom 12. September 1928 von Stadtbaurat H. Ritter aus Leipzig in einem sehr schönen Artikel mit 16 Abbildungen genauer beschrieben wurde.

Von der Inneneinrichtung werden aber die wenigsten Einwohner je etwas gesehen haben. Sehr gut, dass in der Bauzeitung auch hiervon einige Aufnahmen abgebildet wurden und somit wenigsten etwas für die Nachwelt erhalten ist. Leider wurde das Gebäude vor einigen Jahren, wie übrigens auch der Gutshof mit seinen gefliesten Ställen, abgerissen und die  historisch wertvollen Teile der Inneneinrichtung verschwanden für immer. Bleibt nur zu hoffen, dass sich wenigstens für bestimmte Elemente ein „Retter“ fand. Allein die Beleuchtungsanlagen sind heute fast unbezahlbar, ähnlich die Einrichtungen aus Metall.

Leider geht aus dem Artikel auch nicht hervor, ob und wie einheimische Firmen am Bau beteiligt waren. Da im ersten Absatz die schon vorhandene Heilstätte für Männer und das Gut beschrieben werden, folgen zur besseren Verständlichkeit einige zeitgenössische Aufnahmen von Postkarten aus meiner Sammlung.

Folgende Abschrift gibt den Artikel in der damaligen Rechtschreibung wieder:

"DER NEUBAU DER LEIPZIGER KINDERHEILSTÄTTE IN ADORF.I.V.
Von Stadtbaurat H.Ritter, Leipzig                                    Mit 16 Abbildungen

Im Jahre 1906 wurde die Leipziger Heilstätte für Lungenkranke eröffnet, 3 km von der Stadt Adorf i.V. entfernt auf einem 550 m über dem Meeresspiegel liegenden, nach Norden und Osten geschützten Bergrücken. In dem dreigeschossigen Altbau mit angebauten Liegehallen sind Schlaf- und Aufenthaltsräume für 92 männliche erwachsene Lungenkranke vorhanden, außerdem ein gemeinschaftlicher Speisesaal, die Wohnungen für den leitenden Arzt und dessen Assistenten, der Verwaltungsbeamten und der Schwestern, sowie die Verwaltungsräume. Die Küche mit den erforderlichen Neben- und Vorratsräumen befindet sich im Kellergeschoß. Die sonstigen Wirtschaftsräume sind in einem hinter der Anstalt errichtenden Gebäude untergebracht. Die für die Küche erforderlichen Vorräte an Fleisch, Butter, Eiern, Milch usw. liefert der neuzeitlich ausgebaute landwirtschaftliche Betrieb des der Anstalt vorgelagerten Gutshofes.

Männerheilanstalt mit Vorwerk

Einige 100 m von dem Altbau entfernt wurde 1927/28 ein Neubau für lungenkranke Kinder errichtet. (vgl. Lageplan Abb.8 und Gesamtbild der beiden Anstalten Abb.7,S.631.)

Außenansicht der Kinderheilstätte

Der Neubau ist nach einem Vorprojekt der Firma Christoph & Unmack vom Leipziger Hochbauamt entworfen und ausgeführt. Er bietet mit seinen geräumigen Schlaf- und Aufenthaltsräumen, denen breite Veranden vorgelagert sind, Raum für 60 lungenkranke Kinder. Außer Schlafräumen sind ein großer Speisesaal, Bäder (im Kellergeschoß) und sonstiges Nebenbehör vorgesehen.

Die Abb.2 bis 6,S.630, stellen die Gesamtdisposition des Neubaus dar. Er war zunächst von der Firma Christoph & Unmack in Holz geplant, wurde dann aber auf Veranlassung des Leipziger Hochbauamtes in Eisenfachwerk ausgeführt. Der Massivbau wurde zum selben Preise erstellt, zu dem der Holzbau angeboten war.

Wenn auch die ganze Heilstätte in ihrer Konstruktion und Installation als reine Maschine aufgezogen wurde, so hat man bei der Durchbildung des Äußeren, wie vor allem bei der inneren Ausstattung, großen Wert darauf gelegt, daß das Maschinelle durch  künstlerische Gestaltung überwunden wird und daß der Krankenhauscharakter hinter dem eines wohnlichen Heims zurücktritt. Die Erfahrungen haben gezeigt, daß durch freundliche und liebevolle Ausstattung der Umgebung des Kranken dessen Genesung günstig beeinflußt wird. Die Abb.1, S.629,7,10 und 11, S.631 und 15 und 16, hierüber lassen die Wirkung des Baues im Äußeren und Inneren erkennen.

 

Die Bauarbeiten wurden Ende Juni 1927 begonnen. Das Heim wurde am 24. März 1928 bezogen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 745000 M. Als Mitarbeiter seien genannt für den Entwurf Stadtbaudirektor Dr. Trautmann, für die Ausführung Stadtbaudirektor Fest und Stadtbaumeister Zober."

Quelle: Deutsche Bauzeitung Nr.73, Berlin 12. September 1928
Autor: Stadtbaurat H.Ritter Leipzig
Postkarten: Sammlung Peter Jacob
Abschrift: Peter Jacob

Heute noch besitzt die Stadt Leipzig Grundstücke in der Sorge.