Die Orgelbauerfamilie Trampeli - Über den Orgelbau in Adorf
Über drei Generationen hinweg stellte die Adorfer Orgelbauerfamilie Trampeli im 18. und 19. Jahrhundert eine Vielzahl erstklassiger Orgeln für verschiedenste Kirchen her, die weit über Sachsen hinaus Beachtung und Anerkennung fanden und den Namen der Stadt Adorf in die Welt trugen.
Vorgeschichte
Alles begann mit dem Auftrag für die neue Orgel der im Jahr 1511 wiedererrichteten St. Michaeliskirche, den Jacob Schedlich aus Joachimsthal bekam. Ein gewisser Caspar Kerll war Geselle bei Schedlich (später dessen Partner) und ließ sich nach der Orgelweihe 1625 als Orgelbauer und Organist in Adorf nieder (nachdem der vorherige Organist erstochen worden war). Seine Werkstatt befand sich am unteren Ende des Marktes im ehemaligen Thossenhof (links neben der Kirche). Hier wurde im Jahr 1627 sein Sohn Johann Caspar Kerll geboren.
Der Orgelbau fand nach dem Tode von Caspar Kerll (1693) seine Fortsetzung mit dem Orgelbaumeister Adam Heinrich Gruber, der ab 1700 am gleichen Ort seine Werkstatt in Adorf betrieb und gleichzeitig Organist und zeitweise Stadtpfarrer war. Er baute mehr als 50 Orgeln in Adorf. Nach dessen Tod kam der im Jahr 1708 in Unterlauterbach (bei Falkenstein) geborene Johann Paul Trampel aus Erfurt zurück ins Vogtland und übernahm Grubers Werkstatt (1734).
Die Orgelbauerfamilie Trampeli
Johann Paul Trampel, der seinen Namen später (ab 1759) nach der damaligen Mode italienisierte, baute 52 neue Orgeln (zum Beispiel für Kirchen in Selb, Eger und Klingenthal) und restaurierte zudem viele der von Gruber errichteten Orgeln. Im Jahr 1741 heiratete er in Adorf; aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Johann Gottlob Trampel (1742), Christiana Dorothea Trampel (1744) und Christian Wilhelm Trampel (1748). Die ganze Familie widmete sich dem Orgelbau und verdiente damit ihren Lebensunterhalt. Dabei muss man wissen, dass dies nicht nur die Arbeit in der Werkstatt beinhaltete, sondern die Gebrüder Trampeli viel unterwegs waren. Die Orgeln wurden aufgrund der damals beschränkten Transportmöglichkeiten erst vor Ort zusammengebaut und fertig montiert.
Detail der Orgel der Martin-Luther-Kirche in Bernsbach
Johann Gottlob, der älteste Trampelisohn kann als der bedeutendste Orgelbauer der Familie angesehen werden. Seine Orgeln haben einzigartige Gestaltungsmerkmale. Sein größtes Werk war die Orgel der Leipziger Nicolaikirche (von der heute nur noch einige wenige Register erhalten sind), aber er stellte ebenso wie sein Vater eine große Anzahl an Orgeln für den heimatlichen Umkreis im Vogtland, Sachsen und Thüringen her - und auch für die Adorfer St. Michaeliskirche. Die Tochter heiratete den Instrumentenmacher und Orgelbauer Johann Andreas Schnürer, der neben Orgeln auch Klaviere und andere Tasteninstrumente baute. Christian Wilhelm Trampelis Sohn Friedrich Wilhelm war der letzte Orgelbauer der Familie, der es zum "Herzoglichen Sachsen-Weimarer Hoforgelbaumeister" brachte. Mit ihm erlosch die berühmte Werkstatt im Jahr 1832.
Die Trampelifamilie war dabei trotz ihrer Bekanntheit nicht frei von Geldsorgen – einen Großteil der Arbeit nahm nicht nur die reine Herstellung der Instrumente ein, sondern Dokumente belegen, dass auch damals schon ein ständiges Geldeintreiben von Auftraggebern, Verhandlungen über neue und bestehende „Contracte“ und ein Kampf um Aufträge an der Tagesordnung waren. Hinzu kamen noch andere Katastrophen, wie der Stadtbrand von 1768, bei dem Haus und Werkstatt vollständig den Flammen zum Opfer fielen. Das danach neu errichtete Wohnhaus der Familie Trampeli steht noch; später ging es in den Besitz der Familie Becker über, aus der ein weiterer großer musikalischer Sohn der Stadt Adorf hervorging: Reinhold Becker. Im Nebenhaus war das Werkstattgebäude untergebracht.
Karl Eduard Schubert setzte den Orgelbau in Adorf fort, er erbaute die Orgel in der Adorfer St. Johanniskirche. Der letzte Orgelbauer in Adorf war Robert Barth. Beim Adorfer Kirchenbrand von 1904 wurde mit der Michaeliskirche auch die Trampeli-Orgel von 1796 zerstört.
Mehr erfahren über die Orgelbauerfamilie Trampeli (und auch den erwähnten Komponisten Johann Caspar von Kerll) kann man bei Johannes Wolff (Café Wolff, Lange Str. 27), der sich seit mehr als 30 Jahren intensiv mit dem Werk und der Geschichte dieser musikalischen Söhne Adorfs beschäftigt und umfangreiches Material zusammengetragen hat. Er gilt als Trampeli-Experte; Informationen auf Anfrage.
- Initiative zur Erhaltung historischer Trampeli-Orgeln
- Trampeli-Orgeln in Landwüst, Wurzbach, Straßberg
- Gesamtübersicht Trampeli-Orgeln
- Sächsische Orgelakademie e.V.
Text mit freundlicher Unterstützung von Johannes Wolff, vielen Dank!