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Reinhold Becker

Ein wahrhaft großer musikalischer Geist, ein echter Meister der Musikkunst – man möchte bald sagen, ein „Adorfer Mozart“ – war er: Karl Reinhold Becker, geboren am 11. August 1842 als fünftes von acht Kindern in Adorf, dessen Geburtstag sich im Jahr 2012 zum 170. Mal. jährte.

Seit 1730 waren seine Vorfahren in Adorf ansässig, namentlich der 1730 genannte Adorfer Stadtpfarrer Johann Peter Becker. Unter dessen Söhnen und Enkeln waren ebenfalls Pfarrer, aber auch ein Finanzprokurator und ein Bürgermeister in Adorf sowie ein in Freiberg, Polen und Böhmisch-Mähren tätiger Bergmeister und Oberbergmeister. Reinhold Beckers Vater, Wilhelm Becker, war Rechtsanwalt in Adorf, der beste Freund und Gesinnungsgenosse des damaligen Adorfer Bürgermeisters Carl Gottlieb Todt – und starb im Alter von nur 45 Jahren. Die Familie wohnte am Marktplatz. Reinhold war ein schwer zu bändigendes Kind; aus wirtschaftlichen Gründen übergab ihn die Mutter mit sechs Jahren seinem Onkel, einem namhaften Geigenbauer in Dresden, zur Erziehung. Dieser erkannte früh dessen Musikalität, und so begann der junge Reinhold das Violinenspiel zu erlernen. Er genoss eine hohe Schul- und künstlerische Ausbildung. Seine Fortschritte waren so bemerkenswert, dass er bereits mit neun Jahren in öffentlichen Konzerten mitwirkte. Er studierte bei deutschlandweit bekannten Künstlern wie Julius Otto und Winterstein, zudem auf dem Konservatorium in Dresden. Frühzeitig beschäftigte er sich mit der Kunst der Chorkomposition. Sein Weg führte ihn nach Frankreich, wo er das Streichquartett von Louis Eller in Pau leitete und über viele Jahre als bekannter und anerkannter Soloviolinist und Dirigent wirkte.

Im Jahr 1884 wurde er – obwohl es eine große Anzahl anderer Bewerber gab – als Dirigent und Leiter an die berühmte „Dresdener Liedertafel“ berufen. Eine Position, die vor ihm schon Größen wie Richard Wagner, Robert Schumann, Ferdinand Hiller, Julius Otto und Carl Gottlieb Reißiger innehatten. Reinhold Becker komponierte nicht nur zahlreiche Lieder (darunter z. B. auch vertonte Gedichte von Julius Mosen), Gesangsstücke, Chorwerke (zumeist für Männerchöre), zwei Opern, Melodramen, Orchesterwerke, Kammermusiken, Klavierwerke und Violinkonzerte, sondern schuf auch Werke und Stücke für Harmonium und Orgel. Darüber hinaus wird ihm von Zeitgenossen eine so bemerkenswert inspirierende und seine Mitmenschen mitreissende und begeisterungsfähige Natur bescheinigt, „dass keiner, der ihn persönlich kennengelernt zu haben das Glück hatte, diese Begegnung je wieder vergessen könne“. Er erfuhr in ganz Deutschland und auch im Ausland vielfache Ehrungen und Würdigungen. Reinhold Becker verstarb am 4. Dezember 1924, völlig erblindet, in Dresden. Leider muss man sagen, dass sein Werk in Vergessenheit zu geraten droht.

In Adorf erinnern die nach ihm benannte Reinhold-Becker-Straße und eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus an ihn. Der Männergesangverein "Reinhold Becker e.V." trägt seinen Namen. Auch im Dresdener Stadtteil Blasewitz, seinem zeitweiligen Wohnort, ist eine Straße nach ihm benannt.

Sein Geburtshaus am Markt 17, befindlich direkt neben der St. Michaeliskirche, steht noch - ist allerdings stark sanierungsbedürftig. Das Haus war das nach dem Stadtbrand von 1768 neu errichtete Wohnhaus der Adorfer Orgelbaumeisterfamilie Trampeli (die Werkstatt war im Nebengebäude). Zuvor befand sich an dieser Stelle auch die Orgelwerkstatt des Vaters von Johann Caspar von Kerll. Die Zukunft des unter Denkmalschutz stehenden Hauses ist ungewiss.


Im Jahr 1932 erschien im Auftrag des Vereins für Geschichte Dresden das Buch "Reinhold Becker - Sein Leben und sein Werk", das eine ausführliche Beschreibung Reinhold Beckers Leben und Schaffen in Frankreich und Dresden sowie ein umfassendes Verzeichnis seiner Werke beinhaltet. Das Buch kann man im Adorfer Museum einsehen.

Text mit freundlicher Unterstützung von Karl Skovgaard-Sörensen. Vielen Dank!