Unternehmerbefragung Adorfer Innenstadt
Adorfer Betriebe und Einzelhändler bewerten ihre Zukunft
08.12.2023
„Ohne ein Miteinander kommen wir nicht weiter“ war das Credo, das Bürgermeister Rico Schmidt am Montag den 60 Unternehmerinnen und Unternehmern mit auf den Weg gab. Er hatte eingeladen, um über die allgemeine Stadtentwicklung und die Ergebnisse der Unternehmensbefragung in der Innenstadt zu informieren.
Trotz widriger Rahmenbedingungen und eines starken Bevölkerungsrückgangs ist es in Adorf gelungen, in den letzten 10 Jahren ca. 25 Millionen Euro in die Weiterentwicklung der kommunalen Infrastrukturen zu investieren. „Dabei haben wir nicht auf Kosten unserer Bevölkerung gewirtschaftet, sondern konnten auch noch die Pro-Kopf-Verschuldung deutlich senken“ erläuterte Rico Schmidt weiter. Gelungen sei dies in erster Linie, weil die Stadt eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten nutzte, um anstehende Probleme aktiv anzugehen und zu beseitigen. Nichtsdestotrotz bleibt der demografische Wandel eines der Hauptprobleme in der Stadt. Wir brauchen Menschen, Menschen die unsere Stadt als eine Stadt mit Zukunftspotenzialen sehen und sich engagieren. Diesen Appell adressierte er sowohl an die Unternehmen als auch an die Bürgerschaft. „Wir müssen unsere Zukunft auf zwei Säulen aufbauen. Eine können wir als Stadt beeinflussen, die andere muss aber mit privaten Initiativen vorangebracht werden“.
Auf kulturellem Gebiet und in der Mobilisierung von ehrenamtlichem Engagement hat sich viel getan in den letzten Jahren. Aber es gilt auch die Wirtschaft mit ins Boot zu holen und gemeinsam nach Wegen zu suchen, um die Stadt vorwärts zu bringen. Hierbei gibt es durchaus Positives zu vermelden. Seit 2010 ist die Zahl der Gewerbeanmeldungen in Adorf um 55% gestiegen (Hauptgewerbe). In einem ersten Schritt zu mehr Austausch haben Bürgermeister Schmidt und ZWK Prozessbegleiter Dr. Klaus Zeitler im Sommer 2023 alle Gewerbebetriebe in der Innenstadt besucht und sie nach ihren Zukunftsperspektiven gefragt. „Wir waren überrascht, dass viele Unternehmerinnen und Unternehmer so große Freude an ihrer Arbeit haben“ erläuterte Klaus Zeitler, der die Ergebnisse der ZWK-Unternehmensbefragung vorstellte. Insbesondere die starke Kundenbindung, die hohe Qualität in der Beratung und die regionale Reichweite der Angebote in der Stadt seien seiner Meinung wichtige Potenziale, die es in den kommenden Monaten in eine entsprechende Strategie zu packen gilt. Erste Gespräche mit der IHK in Plauen und dem Adorfer Gewerbeverein haben gezeigt, dass die Unterstützung hierfür vorhanden ist. „Selbstverständlich werden wir uns hier mit einbringen“ meinte der Vorsitzende des Gewerbevereins, Michael Schneider. Er hob hervor, dass die Idee einer Qualifizierungsveranstaltung mit der IHK für die Gründung von Unternehmen im Nebenerwerb ein erster Schritt in diese Richtung sein könne. „Aber eines muss allen Adorferinnen und Adorfern bewusst sein: Nur wenn ihr hier vor Ort kauft und Leistungen in Anspruch nehmt, haben wir Unternehmen eine Zukunft!“
Aus diesem Grund soll auch die vom Gewerbeverein gesponserte Gutschein-Aktion weitergeführt werden. Für einen Preis von 15,00 € erhält man einen Gutschein im Wert von 20,00 €, einlösbar in teilnehmenden Adorfer Geschäften.
Ein weiterer Programmpunkt war die Vorstellung des Adorfer Makerlabs in der Fronfeste. Hier tun sich seit einigen Monaten Kinder und Jugendliche aus. Jakob Meyer und Julius Wölfel stellten die Aktivitäten vor, die auf großes Interesse stießen. Eine Heranführung an technische Tüfteleien bzw. das Wecken von Begeisterung für dieses Gebiet ist schließlich sehr im Sinne vieler Unternehmen.
Mit einem offenen Austausch klang die hochinteressante Veranstaltung aus. Die am Unternehmensabend vorgestellte Präsentation der Entwicklungen in Adorf hier eingesehen werden.
Die Unternehmerbefragung erfolgte im Rahmen des vom Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Programms „Zukunftswerkstatt Kommunen – Attraktiv im Wandel“.
08.06.2023
Das Thema Innenstadtentwicklung bewegt derzeit nicht nur im Oberen Vogtland viele Kommunen. Betriebsinhaber gehen in Rente, die Konkurrenz zum Online-Handel ist in vielen Sparten deutlich spürbar, der Fachkräftemangel wird immer gravierender und die fehlende Kaufbereitschaft der Bevölkerung tun ein Übriges, um traditionelle Geschäftsmodelle in Frage zu stellen.
Auch der Adorfer Bürgermeister Rico Schmidt und sein Team haben sich eingehend mit dem Thema auseinandergesetzt und beschlossen, alle wirtschaftenden Betriebe und Einzelhändler in der Innenstadt zu fragen, wie sie ihre Zukunft bewerten, wie lange sie ihre Geschäfte aufrechterhalten wollen und wie sie ggf. die Betriebsnachfolge geregelt haben. „Die erste Überraschung für uns war, dass wir doch noch ca. 50 Wirtschaftsbetriebe in der unmittelbaren Innenstadt haben. Eigentlich dachten wir, es sind weniger“ meinte Rico Schmidt. Dies liegt in erster Linie daran, dass einige Adorfer Geschäfte keine Schaufenster mehr benötigen und ihre Tätigkeiten online oder im Dialog mit den Kunden vor Ort erledigen, so die ersten Analysen aus der Befragungsaktion.
Zusammen mit dem ZWK Prozessberater Dr. Klaus Zeitler besuchte Rico Schmidt in zwei Tagen 40 Unternehmen in der Innenstadt und sprach mit den Besitzerinnen und Besitzern. „Mir war wichtig, dass wir auch eine externe Perspektive mit dabeihaben, denn in seiner eigenen Stadt nimmt man viele Dinge oftmals schon als selbstverständlich wahr. Da kann ein externer Beobachter schon gute Hilfestellungen leisten. Außerdem passt das Thema wunderbar in unser Modellprogramm Zukunftswerkstatt Kommunen (ZWK), welches sich ja schwerpunktmäßig mit den demografischen Veränderungen in Adorf beschäftigt“.
Was den beiden Befragern spontan aufgefallen war, ist die hohe Beratungsqualität in den Geschäften, die sich weit im oberen Vogtland herumgesprochen hat und insbesondere bei den Friseurbetrieben auch bis nach Dresden, Leipzig oder Hof Kunden nach Adorf bringt.
In den kommenden Wochen werden die einzelnen Befragungsergebnisse ausgewertet und dann konkrete Projekte daraus entwickelt. Erste Projektvorschläge von Seiten der Wirtschaftstreibenden wie eine Aufklärungsveranstaltung zur Unterstützung der Selbständigkeit im Nebenerwerb, die bessere Bewerbung der Außenanlagen in der Gastronomie oder einzelne Beratungen zum besseren Einsatz digitaler Medien sollen auch mit dem Gewerbeverein besprochen und umgesetzt werden. Nach der Sommerpause ist dann eine große Informationsveranstaltung geplant, in der die Ergebnisse präsentiert und die Wechselwirkungen mit anderen Projekten der Adorfer Stadtentwicklung erläutert werden sollen.