Heute vor 83 Jahren ...
... am 19.07.1939 wurde in der Städtischen Sparkasse zu Adorf i. Vogtl. ein Sparbuch zugunsten der Stadt Adorf ausgestellt, eingezahlt wurden 10.000 Reichsmark.
Hinter diesem Sparbuch verbirgt sich eine erschreckende und traurige Geschichte. Das Geld stammte von Josef Wachtel, dem Oberhaupt einer jüdischen Familie, die in der Elsterstraße ein Geschäft hatte und nach Repressalien und angesichts der drohenden Gefahren aus Deutschland flüchten wollten. Tragischerweise war es ihnen nicht möglich ihre geistig behinderte Tochter Ruth mitzunehmen, so dass diese in einem Heim untergebracht wurde.
Für diese Tochter knöpfte die Stadt Adorf der Familie noch 10.000 RM "Sicherheitshinterlegung des Kaufmanns Josef Isaak Wachtel zur Deckung von Fürsorgeleistungen für seine Tochter Ruth Sara Wachtel" ab.
Das Original-Sparbuch wurde erst im Jahr 2015 in alten städtischen Finanzunterlagen entdeckt. Ebenso fand sich in diesem Zusammenhang ein städtischer Aktenvermerk aus dem Jahr 1942. Auf einer Kopie des Reichsführererlasses zur Einziehung und Verwendung des Vermögens von Reichsfeinden vermerkte die Stadtverwaltung am 24.11.1942:
"Mit den vorstehenden Erlassen zur weiteren Entschließung vorgelegt. Ich schlage vor, sr. Zeit die unentgeltliche Übertragung des beschlagnahmten und zu Gunsten des Reiches einzuziehenden Vermögens des ausgewanderten Juden Wachtel auf die Stadt Adorf i.V. zur teilweisen Erfüllung folgender Pflichtaufgabe der Stadt zu beantragen: Bau eines Hitlerjugendheimes (vorl. Zuführung dieses Vermögens an die Rücklage für das Hitlerjugendheim)
gez. Zöphel"
Was aus dem im Folgenden gestellten Antrages an den Reichsstatthalter wurde, ist nicht bekannt. Aber diese Dokumente zeigen die ganze Perfidität der Nazi-Zeit und auch des damaligen Verwaltungshandelns.
- "Versteut unter allen Völkern"
Werner Pöllmann hat die Geschichte vogtländischer Juden, auch die der Familie Wachtel, erforscht
Josef und seine Frau Amanda Wachtel gelang die Flucht nicht, sie starben 1942 in Auschwitz. Ihre Tochter Ruth Wachtel ist 1942 im Ghetto Krasniczyn verschollen. Zinsen auf das Sparbuch wurden bis 1945 fortgeschrieben. Mit der Auflösung der Stadtsparkasse Adorf nach 1945 ging das Vermögen vermutlich auf deren Rechtsnachfolger über.
Nur eine weitere Tochter der Familie konnte sich retten, ihr gelang die Flucht nach Australien, wo sie 1997 verstarb. Zum Gedenken an das Schicksal der Familie Wachtel wurden am 14.03.2018 vier "Stolpersteine" vor dem ehemaligen Haus der Familie, Elsterstraße 3, verlegt.
Heute vor 91 Jahren, am 19. Juli 1931, feierte Remtengrün ein großes Schul- und Heimatfest, das lange Jahre im Gedächtnis blieb.
Einige der Beteiligten stellten sich zu diesem Erinnerungsfoto zusammen: