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Die Plünderung und Zerstörung des Geschäftshauses der jüdischen Familie Wachtel

Mein Name ist Erika Baumann. Im Jahr 1934 wurde ich in Adorf in der Goesmannstraße geboren und bin auch dort aufgewachsen. Seit meiner Hochzeit 1955 lebe ich in Markneukirchen. Mein Mann und ich - wir sind Christen - glauben, dass Jesus Christus Schuld vergibt, die man bereut und bekennt. So steht es in der Bibel.

Es gab eine Zeit in unserem Leben, in der wir uns auch mit der NS-Vergangenheit und Schuld in unseren Familien auseinandergesetzt haben. Seitdem ist mir ein Erlebnis aus meiner Kindheit, das ich schon fast vergessen hatte, wieder sehr deutlich in Erinnerung:

Es muss im Januar 1939 gewesen sein. Ich stand mit meiner Mutter am Pfortenberg, inmitten einer dicht gedrängten, begeistert jubelnden und klatschenden Menschenmenge. Als ich von meiner Mutter hochgehoben wurde, konnte ich auch den Grund dafür erkennen. Aus dem Haus Elsterstraße 3 gegenüber wurden immer wieder Gegenstände aus den Dachfenstern geworfen. Am meisten habe ich Schuhe im Gedächtnis. Immer, wenn wieder etwas geflogen kam, löste dies eine neue Begeisterungswelle und lautes Gejohle in der Menschenmenge aus.

Damals verstand ich nicht, was hier ablief, hatte aber gehört, dass die Familie Wachtel Juden waren. Es tut mir heute noch leid, dass ich meine Mutter nie nach den Motiven gefragt habe, aus denen sie mich als fast fünfjähriges Kind dorthin mitgenommen hatte.

Erika Baumann erzählte diese Begebenheit auf der Gedenkveranstaltung für Adorfer Juden vom 24.02.2015 im Ratssaal Adorf vor knapp 120 Zuhörern.

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